Pulsatilla

Der Beginn ist der wichtigste Teil der Arbeit.
(Plato)

Homöopathische Behandlung

Homöopathische Anamnese

Bei der homöopathischen Behandlung steht nicht die Krankheit oder ein Symptom sondern der „erkrankte Mensch” im Mittelpunkt. Um ein Gesamtbild des Befindens zu erhalten steht an erster Stelle ein ausführliches Gespräch. Die homöopathische Anamnese wird sowohl bei akuten als auch bei chronischen Erkrankungen erhoben. Zu Beginn erhält der Patient Gelegenheit über seine Beschwerden zu berichten. Durch gezieltes Nachfragen werden die fehlenden Informationen ergänzt. Neben den Krankheitssymptomen sind dabei auffällige und charakteristische Beschreibungen von Beschwerden und deren Begleitumständen von besonderem Wert.


Anamnese in akuten Fällen

Bei akuten Erkrankungen sind für die Mittelfindung alle Veränderungen von Bedeutung, die sich seit Erkrankungsbeginn eingestellt haben. Im Zuge der Anamnese sind unter anderem folgende Informationen wichtig:
  • ein möglicher Auslöser der Beschwerden
  • Ort und Art der Beschwerden
  • Veränderungen des Allgemeinbefindens
  • Begleiterscheinungen
  • Einflüsse, die zu einer Besserung oder Verschlechterung führen (Modalitäten)
  • Veränderungen im Gemüt
Von Bedeutung ist auch, ob die Beschwerden schon öfters aufgetreten sind, wie sie behandelt wurden und welche Medikamente eingenommen wurden.


Anamnese in chronischen Fällen

Bei chronischen Erkrankungen ist die Anamnese wesentlich umfangreicher und zeitintensiver als in akuten Fällen. Die Erstanamnese dient dazu nach den tatsächlichen Ursachen für die Krankheitssymptome zu forschen und sie ganzheitlich zu erfassen. Im Zuge der Anamnese sind unter anderem folgende Informationen wichtig:
  • die aktuellen Beschwerden
  • die bisherigen Erkrankungen
  • die Lebenssituation und Gewohnheiten
  • die Charaktereigenschaften
  • die emotionale Verfassung
Ebenso haben familiäre Belastungen, Kinderkrankheiten, Operationen, Unfälle, Schwangerschaften, Impfungen und die Einnahme von Medikamenten eine große Bedeutung.


Arzneimittelwahl und Dosierung

Die Symptomfülle nach der Erstanamnese ist sehr groß, deshalb nimmt die Homöopathin im Anschluss eine Gliederung und Bewertung vor. Die besonders aussagekräftigen Symptome werden in einem Symptomverzeichnis, dem so genannten Repertorium, nachgeschlagen. Die so ermittelten Arzneimittelvorschläge werden anschließend mit der Arzneimittellehre verglichen. Die Kunst besteht darin, herauszufinden, welches Arzneimittelbild am genauesten mit dem Beschwerdebild des Patienten übereinstimmt, diesem also am ähnlichsten ist. Die Dosierung der homöopathisch passenden Arznei wird individuell auf den Patienten abgestimmt.


Folgekonsultation und Verlaufskontrolle

Im Anschluss an die Erstanamnese und Mittelverordnung ist nach vier bis sechs Wochen eine Folgekonsultation, ein so genanntes „Follow up”, notwendig, um die Wirkung der homöopathischen Arznei und den Fortgang des Heilungsprozesses zu überprüfen. Da die Einnahme des homöopathischen Arzneimittels unterschiedliche Reaktionen hervorrufen kann sind auch hier alle Informationen zu den Veränderungen im Organismus wichtig, die nach Einnahme der Arznei auftreten. Diese sollte der Patient genau beobachten, nach Möglichkeit notieren und beim Follow-up schildern. Im Rahmen der Verlaufskontrolle wird die Behandlerin die Reaktion des Organismus beurteilen und feststellen, ob sich ein günstiger Heilungsverlauf nach den Regeln der klassischen Homöopathie einstellt.


Konstitutionsbehandlung

Jede homöopathische Verordnung basiert auf der Ganzheit des Individuums. Dieser holistische Ansatz der Klassischen Homöopathie bedeutet, dass körperliche Krankheiten einen geistig-seelischen Aspekt haben und umgekehrt geistig-seelische Krankheiten einen körperlichen Aspekt haben. Das homöopathische Arzneimittel, das sowohl die Gesamtheit der Symptome, als auch das Persönlichkeitsbild eines Patienten abdeckt, wird Konstitutionsmittel genannt.

Die Homöopathie ist in der Lage, die ererbten und erworbenen Krankheitstendenzen zu vermindern. Eine Konstitutionsbehandlung ist sowohl bei chronischen Erkrankungen als auch im Anschluss an eine akute Erkrankung zu empfehlen, wenn anhaltende Müdigkeit und mangelnde Leistungsfähigkeit auftreten. Eine homöopathische Konstitutionsbehandlung stärkt das körpereigene Abwehrsystem und stellt somit eine echte Gesundheitsvorsorge dar. Sie ist in Verbindung mit einer gesunden Lebensführung eine hervorragende Prävention gegen chronische Krankheiten.


Behandlungsdauer

In akuten Fällen wirkt eine homöopathische Behandlung in der Regel schnell, wenn die Arznei zum Beschwerdebild wie ein Schlüssel zum Schloss passt. Es wird nur so lange behandelt bis der Mensch deutlich auf dem Wege der Besserung ist. Beispielsweise kann ein grippaler Infekt in ein paar Tagen ohne Rückfall durchgestanden sein.

Die Dauer einer Konstitutionsbehandlung in chronischen Fällen hängt von der miasmatischen Belastung, der Krankheitsvorgeschichte und deren Dauer sowie der bisherigen Behandlung ab.

Jeder Mensch und jeder Krankheitsverlauf ist individuell und somit auch der Verlauf der homöopathischen Behandlung. Wenn das passende Arzneimittel gefunden ist, kann bei chronischen Krankheiten davon ausgegangen werden, dass die homöopathische Behandlung in etwa so viele Monate benötigt, wie die Krankheit in Jahren gedauert hat.

Bei tief sitzenden chronischen Krankheiten ist es wichtig, auch nach einer Teilbesserung oder nach Behandlungspausen weiterzumachen. Hier sind Behandlungstermine im Abstand von 14 Tagen bis zu drei Monaten üblich. Später meldet sich der Patient nur noch bei Bedarf.


Gebote und Verbote in der Homöopathie

Intensive ätherische Öle, wie Eukalyptus, Kampfer, Menthol und Pfefferminze in Zahnpasta, Mundwasser, Salben und Badezusätzen sowie große Mengen Kaffee, Pfefferminztee, Kamillentee und Matetee sollten vermieden werden. Entkoffeinierter Kaffee, schwarzer Tee, grüner Tee und Alkohol in Maßen sind erlaubt. Auch das Rauchen sollte nach Möglichkeit eingeschränkt werden.

Die genannten Substanzen können die Wirkung des homöopathischen Arzneimittels beeinträchtigen, wenn beim Patienten eine Sensibilität dafür vorhanden ist.

Eine vielseitige und ausgewogene Ernährung sowie eine gesunde Lebensführung hingegen fördert die Gesundheit.


Möglichkeiten und Grenzen der Homöopathie

Das Potenzial der Klassischen Homöopathie ist nahezu unerschöpflich, wenn sie nach den Grundsätzen Hahnemanns ausgeübt wird. Grundsätzlich ist zu empfehlen, möglichst frühzeitig eine homöopathische Konstitutionsbehandlung zu beginnen, denn je früher ererbte oder erworbene Belastungen abgebaut werden können, desto harmonischer kann die Entwicklung des Menschen verlaufen und desto freier, vitaler und gesünder ist der Mensch.

Grenzen sind dann erreicht, wenn das Krankheitsgeschehen bereits weit fortgeschritten ist, Organgewebe schon stark verändert sind und die Lebenskraft erschöpft ist. Doch selbst dann sind noch lindernde Wirkungen zu erzielen. Auch im Alter kann eine homöopathische Behandlung hilfreich sein, so dass die folgenden Lebensjahre von mehr Harmonie und Gesundheit geprägt sind.